Basiswissen über Westernsättel

Die wichtigste Voraussetzung für den Sattelkauf ist die Expertise eines erfahrenen Sattelberaters. Das gilt für englische Sättel ebenso wie für Westernsättel. Während ein Sattler bei einem englischen Sattel jedoch noch einige Passformschwierigkeiten durch das Aufpolstern oder das Austauschen der Kopfeisen ausgleichen kann, sind die Möglichkeiten bei den Westernsätteln eher limitiert.

Westernsattel

Stichwort Maßanfertigung

Für eine perfekte Passform sind maßangefertigte Westernsättel die Lösung schlechthin, die jedoch mit enorm hohen Kosten einhergehen. Einen passenden Westernsattel „von der Stange“ für dein Pferd zu finden, kann schwierig sein, es ist aber – insbesondere mit einer professionellen Beratung – möglich. In unserem Ratgeber geben wir dir wertvolle Tipps, worauf du beim Kauf eines Standard-Westernsattels achten solltest.

Um zu wissen, welche Sattelbestandteile einen großen Einfluss auf die Passform haben, möchten wir dir zunächst einen groben Eindruck zum Aufbau eines Westernsattels geben.

Übersichtsgrafik der Bestandteile des Westernsattels

Die heutige Form der Westernsättel hat sich bei der Rinderarbeit auf den Ranches in den USA etabliert. Da die Cowboys damals häufig stundenlang im Sattel saßen, musste die Sitzfläche entsprechend groß sein. Doch auch dem Pferd kommt die großzügige Auflagefläche des Sattels trotz höherem Gewicht zugute. Das Horn, das sich klassischerweise an einem Westernsattel befindet, diente dabei als Ablage für das Lasso.

Der größte Unterschied zu den englischen Sätteln findet sich jedoch in der massiven Holzbauweise des Sattelbaums. Ein herkömmlicher Westernsattel kann bis zu 20 kg auf die Waage bringen, während englische Sättel sich in der Regel unter der 10-Kilo-Marke befinden. Die Gründe liegen im ursprünglichen Verwendungszweck der Westernsättel. Bei der Rancharbeit wurden die Rinder mithilfe eines Lassos am Horn befestigt, sodass das Horn extremen Zugbelastungen standhalten musste. Um einem raschen Verschleiß bei der Arbeit entgegenzuwirken, wurden die Sättel aus möglichst dickem und robustem Leder hergestellt. Auch heute hat sich bei der Bauweise und der Materialauswahl der Westernsättel nicht viel geändert. Mit zunehmender Beliebtheit des Westernreitens als Turniersportart haben sich – zumindest für gewisse Disziplinen – einige Innovationen im Bereich der Westernsättel ergeben. So gibt es mittlerweile auch Westernsättel mit leichteren Kunststoffbäumen, die einige Kilogramm Gewichtsersparnis bieten.

Der Westernsattelbaum

Westernsattelbäume bestehen aus vier Teilen. Links und rechts der Wirbelsäule befinden sich die Auflageflächen – die sogenannten Bars. Diese sind vorne mit der Fork verbunden, auf der sich das Horn befindet. Im hinteren Bereich der Sitzfläche ist der Cantle, der bei den englischen Sätteln als Hinterzwiesel bekannt ist. Beim Kauf eines Westernsattels spielt die Art des Sattelbaumes eine bedeutende Rolle, mehr dazu liest du in unserem Ratgeber.

Gemäß den speziellen Anforderungen in den Turnierdisziplinen gibt es außerdem diverse Satteltypen, deren einzelne Bestandteile unterschiedlich stark ausgeprägt sind:

SatteltypEigenschaftenVerwendungszweck
Reiningsattel– Niedriges Horn für bessere Zügelführung
– Große Sitzfläche
– Leicht erhöhter Cantle
– Frei schwingende Fender
Freizeit-Westernreiten, Pferdeausbildung, Turniersport
Cuttingsattel– Tiefer Sitz
– Schmales Horn
– Hohe Fork
– Flexible Fender
– Zusätzlicher Back Cinch für stabile Sattellage
Rinderarbeit
Ropingsattel– Stabiles und breites Horn
– Schwere Bauweise
– Niedriger Cantle
Arbeit mit dem Lasso
Barrel Race Sattel– Kurzer Sattel
– Hoher, steiler Cantle
– Hohe Fork
– Sehr geringes Gewicht
Hohe Geschwindigkeiten, enge Wendungen
Trail-Sattel / Old Timer– Gepolsterte und breite Sitzfläche
– Große Auflagefläche
– Tiefer Sitz
Ausritte, Wanderritte mit Gepäcktransport, langsames Tempo
Pleasure / Horsemanship Sattel– Raue Sitzfläche
– Cut-Out-Skirt für mehr Kontakt zum Pferd
– Breite, nach hinten versetzte Fender
– Auffällige Gestaltung (Punzierungen, Conchos, etc.)
Show-Disziplinen, Allround-Sattel

Westernsättel erfreuen sich seit einiger Zeit auch bei Freizeitreitern großer Beliebtheit, die sich nicht auf eine spezielle Reitsportdisziplin festgelegt haben. Die Sättel ermöglichen einen komfortablen Sitz und sind auch bei längeren Ausritten bequem. Zudem bieten Westernsättel durch die große Auflagefläche auch dem Pferd trotz des höheren Gewichts einen guten Tragekomfort, sofern der Sattel gut passt. Wir erklären dir im nächsten Abschnitt, worauf es beim Sattelkauf wirklich ankommt.