Pro Pferd: Ledergebisse

Ledergebisse gelten als besonders pferdefreundliche Alternative zu herkömmlichen Gebissen. In den letzten Jahren erhalten sie immer mehr Anhänger und überzeugen begeisterte Pferdesportler. Ob ein Ledergebiss auch für dein Pferd in Frage kommt, kannst du nachfolgend herausfinden.

Olivenkopfgebiss mit Leder ummantelt

Ledergebisse: Das Wundermittel für empfindliche Pferde?

Ledergebiss

Es gibt viele Pferde, die mit herkömmlichen Metallgebissen nicht zurechtkommen, sich darauf legen und gegen die Hand gehen oder die gesamte Zeit damit spielen und versuchen, das Gebiss auszuspucken. Bei Ledergebissen handelt es sich um ein natürliches Material, was es im Pferdemaul nicht wie einen Fremdkörper anfühlen lässt. Dadurch nehmen Pferde Ledergebisse in der Regel gerne an.

Das Leder ist weich und flexibel und hat bei korrekter Verarbeitung keine scharfen Kanten.

Durch das Einspeicheln wird das Gebiss zusätzlich weicher und passt sich dem Pferdemaul optimal an. Daher ist es besonders für empfindliche Pferde gut geeignet ist. Außerdem regt das Leder das Pferd zu vermehrtem Kauen und Einspeicheln an, weshalb es für die Losgelassenheit förderlich sein kann.

Ein weiterer wichtiger Vorteil von Ledergebissen ist, dass sie im Winter wärmer sind als Metallgebisse. Die Zunge des Pferdes kann also nicht am kalten Metall festfrieren.

Dein Pferd hat Husten oder andere chronische Atemwegsprobleme und muss regelmäßig inhalieren? Auch dann kann ein Ledergebiss deinem Pferd helfen: Das Leder ist bis zu einem gewissen Grad saugfähig und kann daher in Kräuteröle oder Aufgüsse mit Bronchialkräutern getaucht werden. Während des Reitens können somit die Atemwege befreit werden. Vorsicht ist allerdings bei scharfen Inhalationsmitteln geboten, die durch den direkten Hautkontakt zu Schleimhautreizungen führen können.

Erfahrungsberichten zufolge kann ein Ledergebiss für starke, heiße Pferde beispielsweise im Parcours ungeeignet sein. Andere Erfahrungen geben an, dass sich Pferde, die sich zuvor auf die üblichen Gebisse gelegt haben, sich durch ein Ledergebiss selbst tragen.

Die Vorzüge eines Ledergebisses bestehen allerdings nur, wenn das Leder natürlich, also vegetabil gegerbt ist und keine gesundheitsschädlichen Stoffe wie Chrom für die Gerbung verwendet wurden.

Auf Turnieren mit LPO sind Ledergebisse grundsätzlich nicht erlaubt, da sie nicht im LPO-Katalog aufgeführt sind. Ebenso kann es sein, das nicht jede Versicherung den Gebrauch eines Ledergebisses abdeckt. Hier solltest du dich bei deiner Versicherung zuvor informieren.

Die Auswahl an Ledergebissen

Die zahlreichen Vorteile von Ledergebissen sind nicht zu übersehen. Daher gibt es mittlerweile eine große Auswahl an verschiedenen Modellen: Der Klassiker ist eine Lederstange ohne harten Kern. Das innere besteht komplett aus Leder oder aus flexiblem Nylon. Der Vorteil einer Lederstange ist, dass sie sehr flexibel ist, sich dem Maul anpasst und damit die Eigenschaft „anatomisch geformt“ komplett neu definiert. Stangengebisse aus Leder gibt es mit allen Arten von Ringen: durchlaufend, D-Ring, Olivenkopf, Durchziehtrense oder Schenkeltrense.

Neben reinen Ledergebissen gibt es auch Trensengebisse aus Metall, die mit Leder ummantelt sind. Sie sind also stabiler und passen sich nur bedingt ans Pferdemaul an. Auch wird das Mundstück durch die Lederummantelung dicker, was für Pferde mit schmalem Maul eher ungeeignet ist.

Mittlerweile gibt es auch Ledergebisse mit Hebeln, beispielsweise als Pelham mit Lederstange.

Zum Weiterlesen:

Wie die einzelnen Mundstücke funktionieren bzw. wirken, kannst du in unserem großen Trensengebiss-Ratgeber hier nachlesen.

Eine besondere Form von Ledergebissen, die für Aufsehen gesorgt hat, ist das Merothische Ledergebiss. Bei dem Merothischen Gebiss handelt es sich um eine Stange, die fest mit einem Kinnriemen verbunden ist. Der Kinnriemen wird unter dem Kinn des Pferdes verschnallt und kommt damit komplett ohne Zaumzeug aus. Der Pferdekopf ist also frei. Allerdings eignet sich das Merothische Gebiss nur für Pferde mit langer Maulspalte, da der Kinnriemen ausreichend Platz zum Befestigen benötigt. Pferde mit kurzer Maulspalte könnten das Gebiss ausspucken.

Nicht alle Pferde empfinden diese Form der Verschnallung als angenehm. Auch darf der Kinnriemen nicht zu eng verschnallt sein, da sonst die Zunge gequetscht wird.

Die etwas andere Pflege von Ledergebissen

Für Putzmuffel könnte der Gebrauch eines Ledergebisses eventuell ein Ausschlusskriterium sein, denn die Pflege ist bei Ledergebissen etwas intensiver als bei üblichen Gebissen. Denn Leder ist ein Naturmaterial, das bei falscher oder mangelnder Pflege brüchig und hart werden und schimmeln kann.

Kaufst du dir ein neues Ledergebiss, lege es vor dem ersten Gebrauch für ca. 24 Stunden in ein Pflanzenöl, zum Beispiel Olivenöl, ein. Danach gründlich mit heißem Wasser auswaschen. Der Geschmack von Öl kann das Pferd nämlich anfangs irritieren und den Geschmack vom Leder überdecken.

Nach dem Reiten wird das Ledergebiss ganz normal abgewaschen und abgetrocknet. Mit der Zeit können sich Futterreste in Rillen und Naht ansammeln, die nur mit einer gründlichen Reinigung entfernt werden können. Manche Pferde begrüßen jedoch den Grasgeschmack.

Das Einlegen in Öl sollte regelmäßig, zum Beispiel zweimal im Jahr, wiederholt werden, damit das Leder geschmeidig bleibt. Nur bei längerer Nicht-Benutzung kann das Ledergebiss hart werden und damit unangenehm fürs Pferd. Hast du das Ledergebiss lange Zeit nicht benutzt, solltest du es vor Gebrauch in Olivenöl einlegen.

Im Winter können Ledergebisse – wie alle Lederwaren auch – durch die feucht-kalte Luft schimmeln. Daher sollten sie im Warmen und Trockenen gelagert werden.

Beachtest du diese wenigen Pflegeregeln von Ledergebissen können sie mitunter 10 Jahre oder länger halten. Das ist allerdings von Pferd zu Pferd und ihrem Kauverhalten abhängig.