Seniorenpferde & die richtige Fütterung – Gewicht zunehmen und halten
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Pferden beträgt 20 bis 30 Jahre und darüber hinaus, wobei diese eng mit den Haltungsbedingungen und der Gesundheit des Pferdes zusammenhängt und demnach schwanken kann. Ab wann ist ein Pferd aber wirklich alt? Während wir Menschen im zarten Alter von 20 noch jung sind, ist ein 20 jähriges Pferd in Menschenjahre umgerechnet bereits 60 Jahre alt. Ein 25 Jahre altes Pferd wäre 70 in Menschenjahren usw.
Demnach müssen Pferdebesitzer bereits ab einem Alter von 20 Jahren bei ihrem Pferd sich auf altersbedingte Veränderungen einstellen.

Doch woran erkannt man, ob ein Pferd wirklich „alt“ ist? Neben einem allgemeinen Leistungsabfall kann man äußerlich das Alter des Pferdes an folgenden Merkmalen festmachen:
- schwindende Muskulatur ohne erkennbaren Grund
- sich senkender Rücken
- schwerfuttrig: die zugeführte Energie wird schwerer in Körpermasse umgewandelt
- Gewichtsabnahme oder Untergewicht ohne erkennbaren Grund
- weiße Stichelhaare, beginnend im Gesicht
- schlechter und länger andauernder Fellwechsel
- verminderte Darmfunktion, folglich schlechtere Verdauung und Absorption von Nährstoffen, und höheres Risiko für Kotwasser
- alterstypische Erkrankungen wie Zahnprobleme, Kiefergelenkarthrose, Stoffwechselstörungen, Hormonstörungen mit Insulinresistenz (Cushing), Arthrose, Hufrehe

Das Gewicht bei einem Seniorpferd zu halten oder nach einer Abnahme wieder zuzunehmen, ist manchmal schwieriger, als das Pferd abspecken zu lassen. Der Gewichtsverlust bei alten Pferden geht meist schneller als die mühselige Gewichtszunahme. Schauen wir uns im folgenden detailliert an, worauf es bei der Fütterung von Seniorpferden ankommt, damit diese rundum gesund und fit bleiben und ihr Gewicht inklusive ihrer Muskelmasse halten.
Seniorenpferde haben einen veränderten Bedarf
Bei alten Pferden verlangsamt sich wie beim Menschen auch die Verdauung und der Stoffwechsel. Sie haben es schwerer, die aufgenommene Nahrung aufzubrechen und an die Nährstoffe heranzukommen. Seniorenpferde brauchen daher leicht verdauliche Nährstoffquellen (thermisch aufgeschlossen oder gewalzt), damit sie ungehindert über die Darmwand absorbiert werden können.
Ganz oben auf der Anspruchsliste für Seniorenpferde stehen Eiweiße bzw. essentielle Aminosäuren. Aufgrund ihres altersbedingten Muskelschwunds benötigen Seniorenpferde besonders hohe Mengen an Aminosäuren, am besten aus hochwertigen Proteinquellen. Weiterhin haben neben einer erhöhten Futtermenge auch Vitamine und Mineralien für alternde Pferde eine tragende Rolle, die für ihre Abwehrkräfte und die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels wichtig sind.
Raufutter für Seniorenpferden – wie viel Heu braucht ein altes Pferd?
Raufutter in Form von qualitativ hochwertigem Heu ist auch im hohen Alter für das Pferd die Hauptenergie- und -nährstoffquelle. Es bietet dem Pferdedarm viele Ballaststoffe, die für die Darmgesundheit sorgen, die Energie ist langsam verfügbar und hält damit den Blutzuckerspiegel stabil, und Heu schafft Körperwärme, sodass sich das Pferd auch an kalten Tagen von innen warmhalten kann.
Steht das Seniorpferd gut da, sollte es die Mindestmenge von 1,5 bis 2 % seiner Körpermasse an Heu zur Verfügung haben – idealerweise hat das alte Pferd Heu in ad libitum, wenn es zu chronischem Untergewicht neigt. Nimmt das Pferd trotz Mindestmenge an Raufutter ab, kannst du die Heumenge erhöhen.
Vorsicht bei Übergewicht!
Nur weil das Pferd ein stolzes Alter erreicht, bedeutet das nicht, dass es grundsätzlich zu Untergewicht neigt. Selbstverständlich können auch alte Pferde an Übergewicht leiden. Hier gilt besondere Vorsicht, da durch den veränderten Stoffwechsel auch der Hormonhaushalt durch übermäßiges Fettgewebe durcheinandergebracht werden kann. Die Folge sind Hufrehe, Insulinresistenz, Cushing und EMS. Passe die Futtermenge daher immer dem Bedarf deines Seniors an.
Heucobs: das Go-To Futter für Seniorenpferde
Nicht immer reicht dem Seniorpferd die Heumenge aus, die ihm im Stall zur Verfügung steht. Dann muss es aufgefüttert werden. Bevor du allerdings tiefer in den Kraftfuttersack greifst, solltest du alternativ mit Heucobs zufüttern bzw. fehlende Heuportionen ersetzen. Diese kommen der natürlichen Fütterung am nächsten und sind aufgeweicht leicht zu zerkauen und einfacher zu verdauen. Hier kannst du auch besser auf die Eiweißgehalte achten und diese an den Bedarf anpassen, indem du auf verschiedene Raufutterarten zurückgreifst:

- Heucobs: Heucobs sind zusammengepresstes Wiesenheu und sollten dem Pferd grundsätzlich nur vollständig eingeweicht verfüttert werden, da sie sonst im Magen nachquellen und für Koliken sorgen. Neben fest gepressten Heucobs gibt es locker gepresste Heucobs Soft, die schneller aufweichen.
- Luzerne-Cobs: Mit hohen Eiweißgehalten ist Luzerne eine hochwertige Proteinquelle für Seniorenpferde und ideal zum Auffüttern von mageren Pferden. Aufgeweicht lassen sie sich auch von Pferden mit Zahnproblemen fressen, da die Stängel der Luzerne sonst sehr hart und grob sind.
- Esparsette-Cobs: Einen noch höheren Eiweißanteil und eine bessere Verfügbarkeit der essentiellen Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin hat Esparsette. Die Eiweiße der Esparsette lassen sich sehr gut aufnehmen und in Muskeln umwandeln.
- Rübenfasern aus der Zuckerrübe werden gerne von mäkeligen Pferden angenommen. Aufgrund des hohen Zuckergehaltes sollten aber keine zuckerkranken Pferde Rübenfasern fressen.
Cobs für Seniorenpferde
Trinkverhalten von alten Pferden mit Heucobs unterstützen:
Wusstest du, dass das natürliche Durstverhalten und Bedürfnis nach Wasser bei Pferden mit zunehmendem Alter abnimmt? Durch das Aufweichen von Heucobs kannst du dem Pferd Flüssigkeit zuführen, die für eine gesunde Darmfunktion und -aktivität wichtig ist. Um deinem Pferd das Verdauen zu erleichtern, kannst du das Wasser zum Einweichen der Cobs erwärmen, damit das Pferd seine wertvolle Energie nicht selbst dafür vergeuden muss.
Kraftfutter für Seniorenpferde
Auch bei Kraftfutter gilt für alte Pferde: leicht zu zerkauen, leicht verdaulich und hohe Anteile an leicht verfügbaren Aminosäuren. Da Kraftfutter vor allem in Pelletform stark zusammengepresst ist, kommt der Organismus des Pferdes bei verlangsamtem Stoffwechsel nur schwer an die Nährstoffe heran. Am besten fütterst du dein Seniorpferd mit einem Seniorfutter, dessen Bestandteile thermisch aufgeschlossen sind. Ergänzen kannst du es mit hochwertigen, energieliefernden Pflanzenölen wie Leinöl oder Mariendistelöl, die einen tollen Nebeneffekt haben: Sie geben glänzendes Fell und gepflegte Haut.
Füttere Kraftfutter dennoch zurückhaltend, vor allem wenn dein Senior an sich gesund ist. Zu viel Kraftfutter oder Zusatzfutter ist oftmals nicht nötig, da der Senior grundsätzlich alles über Heu und Mineralfutter bekommt, was er nötig hat. Besser: Gezielt ergänzen!
Gutes in die Krippe: Kraftfutter für alte Pferde
Die Fütterung von Seniorpferden gezielt ergänzen: Spurenelemente
Fütterungstipps für den Muskelerhalt und Muskelaufbau findest du in unserem entsprechenden Ratgeber. Ansonsten sind für den Muskelerhalt von Seniorenpferden wichtige Vitamine und Mineralien:
- B-Vitamine
- Vitamin D
- Vitamin A
- Eisen
- Calcium & Phosphor
- Magnesium
- Selen
Futter für die Muskeln alter Pferde
Um die Eiweißaufnahme und -verdauung bei alten Pferden mit verlangsamter Verdauung zu verbessern helfen:
- Jod
- B-Vitamine, u.a. Biotin
Seniorenpferde haben häufig mit einem erschwerten Fellwechsel zu kämpfen, sodass sie ihr langes Winterfell im Frühjahr nicht verlieren oder ihr Fell stumpf, glanzlos und kalkig wirkt. Ist das bei deinem betagten Pferd der Fall, kannst du seine Fütterung ergänzen mit:
- Biotin
- Zink
- Selen
- Kupfer
- Vitamin E
- Vitamin C
Seniorenfutter bei erschwertem Fellwechsel
Ergänzend für mehr Wohlbefinden: Kräuter für Seniorenpferde
Auf natürliche Weise können Kräuter beim Seniorenpferd für mehr Wohlbefinden sorgen. Vor allem bei Verdauungsstörungen oder allgemeinem Unwohlsein bei Wetterumschwüngen, Futterumstellungen etc. können Kräuterkuren sinnvoll sein. Bedenke, dass Kräuterkuren erst ab 3 Wochen ihre Wirkung zeigen, aber nicht länger als 6 Wochen am Stück verfüttert werden dürfen. Je nach Wirkungsziel gibt es für alte Pferde verschiedene Kräuter:
- Darmtätigkeit unterstützen: Fenchel, Kümmel, Anis
- Stoffwechsel anregen: Artischocke, Ginkgo, Weidenrinde, Löwenzahn, Brennnessel, Birke, Rote Bete
- Schmerzen lindern: Teufelskralle, Weidenrinde
- Immunsystem stärken: Hagebutten, Echinacea, Weißdorn
Für nahezu jeden Bereich gibt es bei Krämer Pferdesport das passende Zusatzfutter für alte Pferde: